GAT German-Arab Trade (Deutsch-Arabische Wirtschaft)

 

Behoerdengaenge mit dem Computer

Das Jordanische "e-Government Program"

Von Andreas Sommer*

Ende 2000 wurde unter der Schirmherrschaft seiner Majestaet Koenig Abdullah II. das "Jordan e-Government Program" offiziell gestartet. Dabei sollen nach und nach in ueber 100 Ministerien und staatlichen Institutionen moderne Technologien wie PCs, e-Mail, Internet und Call Center sowie geaenderte Arbeitsprozesse eingefuehrt werden. Besonders die Buerger des Landes, die Wirtschaft und Investoren sollen als Kunden von einer modernisierten und transparenteren sowie service-orientierten oeffentlichen Verwaltung profitieren.

Kinderleicht sollen z.B. Meldeangelegenheiten am PC erledigt werden koennen

Jordanien hat wenig Rohstoffe, aber eine ueberdurchschnittlich junge Bevoelkerung und sieht dies als sein Kapital und die Zukunft. Daher investiert das Land besonders in das "Human Capital". Durch die Unterstuetzung internationaler Geber, Organisationen und multinationaler Konzerne werden besonders Bildung aber auch die Infrastruktur des Landes gefoerdert.

"Jordan e-Government Program" ist eine der bedeutendsten und anspruchvollsten Initiativen auf dem Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT). Nach einer Einfuehrungs- und Konzeptionsphase, unterstuetzt durch internationale Beratungsunternehmen und Hersteller sowie durch Beraterleistung und Training der Deutschen Gesellschaft fuer technische Zusammenarbeit (GTZ), wurden die ersten Pilotprojekte bereits implementiert und erste Ministerien in das Programm integriert. Qualifizierte jordanische Staatsbuerger, mit oft langjaehriger Berufserfahrung im Ausland, wurden fuer das Jordan e-Government Program gewonnen und stellen ein hoch motiviertes Team dar.

Verantwortlich fuer die Umsetzung der Visionen ist das jordanische "Ministry of Information and Communications Technology" (MoICT) mit seinem sehr innovativen Minister, Dr. Fawaz Al Zu'bi, und dem Direktor des "Jordan e-Government Programs", Mahmoud Khasawneh. Lokale und regionale Partner unterstuetzen das Programm in den jeweiligen Kernthemen. Die PR-Abteilung des Ministeriums begleitet das Programm durch eine professionelle oeffentlichkeitsarbeit.

Im ersten Schritt wird ein "Secure Government Network" aufgebaut, ueber das die Ministerien und Institutionen untereinander via e-Mail und Intranet schnell und sicher Informationen austauschen und auf gemeinsame Datenquellen zugreifen koennen sowie einen sicheren Zugang zum World Wide Web haben. Grundlegende Aufgaben dabei sind die Anpassung organisatorischer Ablaeufe, Schulung der Mitarbeiter und Workshops mit Entscheidungstraegern, ausserdem der Einsatz moderner Schluesseltechnologien wie digitale Signatur und die Implementierung der notwendigen technischen Infrastruktur. Der Informationssicherheit gilt in jeder Phase besondere Aufmerksamkeit. Bei der Vernetzung der Ministerien, Institutionen und Rechenzentren wird auf das moderne DaICT Training in Jordanienten- und Telefonnetz der Jordan Telecom (JTC) zurueckgegriffen.

Im zweiten Schritt soll die oeffentlichkeit ueber ein gemeinsames "Government Portal" der Ministerien und Institutionen Zugriff auf verschiedene Services erhalten. So sollen z.B. An- und Ummeldungen von Firmen, Steuererklaerungen, Rechnungen, Einwohnermelde-, Fuehrerschein-, Visa- und Passangelegenheiten, um hier nur einige zu nennen, u.a. ueber das Internet abgewickelt werden koennen. Verschiedene Services sollen auch ueber andere Kommunikationstechnologien, wie z.B. SMS, MMS, Call Center, Telefax und e-Mail angeboten werden.

Durch eine enge Zusammenarbeit mit bereits fortgeschrittenen e-Government Projekten, wie z.B. Singapur und Dubai, fliesst die dort gemachte Erfahrung in die Umsetzung des jordanischen Programms ein. Auch nationale regulatorische Massnahmen wie die aenderung der ICT Gesetzgebung (z.B. die digitale Signatur betreffend) das Programm. Mit dem langfristig angelegten "Jordan e-Government Program" und anderen landesweiten ICT-Initiativen (Call Center fuer den nationalen und arabischen Raum, Arabisierung von Software, Softwareentwicklung) hat Jordanien gute Chancen, Anschluss an die modernen, technologisch fuehrenden Nationen zu finden und damit eine der fortschrittlichsten Staaten im arabischen Raum zu werden. Hoch qualifizierte und motivierte Fachkraefte, eine moderne technische Infrastruktur, gute Rahmenbedingungen sowie kurze Flugzeiten von und nach Europa duerften Jordanien in Zukunft fuer auslaendische Investoren, als Eintritt in den arabischen Markt, zu einem interessanten Standort machen. Jordanien duerfte im ICT-Bereich z.B. zu Dubai eine ernst zu nehmende Alternative werden.


* Andreas Sommer (SEC-Sommer Engineering & Consulting, Warstein) ist im Auftrage der Deutschen Gesellschaft fuer Technische Zusammenarbeit (GTZ), Eschborn/Amman Projektleiter und Berater des "Jordan e-Government Programs" beim Jordan Ministry of Information and Communications Technology (MoICT) in Amman (Jordanien).

(GAT Ausgabe Mail / Juni 2003)

 
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